In this day and age, who still writes love songs for a chosen woman of yesteryear? With sounds that whistle deep blue and remind you of the blues - the origins of jazz? - in his new composition Robin Verheyen takes colors from Jean Fouquet’s ‘Madonna’ and assigns them to his tenor and soprano, the three musicians of the Goeyvaerts String Trio and the 88 keys of Marc Copland’s piano.

The masterpiece ‘Madonna’ in the Royal Museum of Fine Arts Antwerp dates to around 1452 and is the right half of a diptych. The other piece, in Berlin, depicts the client of this work of art and his patron saint. Together, they form the so-called Melun diptych. In Antwerp you can see a ‘Maria Lactans’: the intimate theme of a mother breastfeeding her child. Because the subject was always updated to the fashion, taste or insights of the time, it continues to give new meaning.

In Master Fouquet’s version, seraphs and cherubs appear. Throne and crown also replace the old-fashioned Gothic gold aureole. But the Madonna remains exalted with all good things: ‘de tous bien plaine’. That is certainly how the coveted chanson by Hayne van Gizhegem from Fouquet’s time sounds (which was incorporated by Robin Verheyen into his composition). They both free their art from devotion and cautiously put the autonomous aesthetic experience first. Mary becomes heavenly and profane, simultaneously. Her ivory skin remains unblemished, but - so the gossip of the time wants: “Isn’t that Agnes Sorel”, the mistress of the French king? Is the most beautiful woman of the beau-monde a model for the Mother of God?

In ‘Blues, Reds and Other Songs’, Robin Verheyen draws inspiration from the characteristic harmony of the budding renaissance with quotes (such as the hymn Ave Maris Stella), canon techniques and faux-bourdon. Could the musical ornaments and fugal imitations of that period already have predicted the uniqueness of jazz?

A composition is made up of different layers. In a painting, this is represented by the harmony between horizontal, vertical and the suggestion of depth with a front, middle and back plan. Mary with child, the throne and the angels, especially the blue ones, in the depths can be translated into the polyphony of the music. In contemporary music we may too often listen to what’s on the surface: the highest voice, the melody. Polyphony, on the other hand, is an exercise in a continuous interaction between all voices that shift in a virtuoso way between foreground and background. Verheyen’s composition makes the connection between all these voices and layers in an organic way.

Tempo and rhythm is the flow with which the eye explores the composition. The exposed bosom probably lingers on many retinas a little longer. Let’s not view that perfect geometry by today’s standards lest this noblewoman be suspected of plastic surgery. The idealized form fits within a Platonic perspective and is even a compelling moral exhortation to relationships stripped of sensuality or desire. The mysterious appeal of the painting and this newly created music corresponds precisely within the search for what perfection and aesthetics mean in a given time.

Wer schreibt heutzutage noch Liebeslieder für eine auserwählte Frau von einst? Mit Klängen, die tiefblau pfeifen und an den Blues erinnern – die Ursprünge des Jazz? – greift Robin Verheyen in seiner neuen Komposition Farben aus Jean Fouquets „Madonna“ auf und weist sie seinem Tenor und Sopran, den drei Musikern des Goeyvaerts String Trio und den 88 Tasten von Marc Coplands Klavier zu.
Das Meisterwerk „Madonna“ im Königlichen Museum der Schönen Künste Antwerpen stammt aus der Zeit um 1452 und ist die rechte Hälfte eines Diptychons. Das andere Stück, das sich in Berlin befindet, zeigt den Auftraggeber dieses Kunstwerks und seinen Schutzpatron. Zusammen bilden sie das sogenannte Diptychon von Melun. In Antwerpen können Sie eine „Maria lactans“ sehen: das intime Thema einer Mutter, die ihr Kind stillt. Da das Thema immer an die Mode, den Geschmack oder die Erkenntnisse der Zeit angepasst wurde, erhält es immer wieder eine neue Bedeutung.
In der Version von Meister Fouquet erscheinen Seraphim und Cherubim. Thron und Krone ersetzen auch den altmodischen gotischen Goldschein. Aber die Madonna bleibt mit allen guten Dingen erhöht: „de tous bien plaine“. So klingt sicherlich das begehrte Chanson von Hayne van Gizhegem aus Fouquets Zeit (das von Robin Verheyen in seine Komposition aufgenommen wurde). Beide befreien ihre Kunst von der Hingabe und stellen vorsichtig die autonome ästhetische Erfahrung in den Vordergrund. Maria wird gleichzeitig himmlisch und profan. Ihre elfenbeinfarbene Haut bleibt makellos, aber – so will es der Klatsch der Zeit: „Ist das nicht Agnes Sorel“, die Geliebte des französischen Königs? Ist die schönste Frau der beau-monde ein Vorbild für die Mutter Gottes?
In „Blues, Reds and Other Songs“ lässt sich Robin Verheyen von der charakteristischen Harmonie der aufkeimenden Renaissance mit Zitaten (wie der Hymne Ave Maris Stella), Kanontechniken und Fauxbourdon inspirieren. Könnten die musikalischen Ornamente und Fugenimitationen dieser Zeit bereits die Einzigartigkeit des Jazz vorweggenommen haben?
Eine Komposition besteht aus verschiedenen Schichten. In einem Gemälde wird dies durch die Harmonie zwischen Horizontalen, Vertikalen und der Andeutung von Tiefe mit einem vorderen, mittleren und hinteren Plan dargestellt. Maria mit dem Kind, der Thron und die Engel, insbesondere die blauen, in der Tiefe können in die Polyphonie der Musik übersetzt werden. In der zeitgenössischen Musik hören wir zu oft nur auf das, was an der Oberfläche liegt: die höchste Stimme, die Melodie. Polyphonie hingegen ist eine Übung in kontinuierlicher Interaktion zwischen allen Stimmen, die sich virtuos zwischen Vordergrund und Hintergrund bewegen. Verheyens Komposition stellt auf organische Weise eine Verbindung zwischen all diesen Stimmen und Schichten her.
Tempo und Rhythmus sind der Fluss, mit dem das Auge die Komposition erkundet. Der entblößte Busen bleibt wahrscheinlich auf vielen Netzhäuten etwas länger haften. Betrachten wir diese perfekte Geometrie nicht nach heutigen Maßstäben, damit diese edle Dame nicht der plastischen Chirurgie verdächtigt wird. Die idealisierte Form passt in eine platonische Perspektive und ist sogar eine überzeugende moralische Ermahnung an Beziehungen, die frei von Sinnlichkeit oder Begierde sind. Die geheimnisvolle Anziehungskraft des Gemäldes und dieser neu geschaffenen Musik entspricht genau der Suche nach der Bedeutung von Perfektion und Ästhetik in einer bestimmten Zeit.